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Der typische Anfänger-Fehler

 

Ein Trail wartet mit vielen Elementen auf dich:

  • Steine
  • Wurzeln
  • Löcher
  • Stufen
  • Bäume
  • Kurven usw.

Worauf richtest du nun deinen Blick? Warum tun sich Bike Einsteiger oft so schwer?


Hier lauert der schlimmste Einsteigerfehler:

 

Der Fokus auf das Nebensächliche! Schau dir das folgende Bild an. Es zeigt einen ganz gewöhnlichen, einfach zu befahrenden Trail, wie ihn die Kamera erfasst hat. Es gibt kleinere Steine und Wurzeln, Kurven, Bäume usw:

 

Ein Trail, wie ihn die Kamera erfasst
Ein Trail, wie ihn die Kamera erfasst

So sieht es der Anfänger:

 

Der Bike Anfänger ist viel zu stark mit total belanglosen Kleinigkeiten beschäftigt. Er sieht alles, was für ihn unwichtig ist, und zu wenig von dem, was für ihn wichtig ist. Im folgenden Bild dargestellt an all den kleinen Steinchen, Würzelchen und dem Baum links:

 

So sieht ein Bike Anfänger den Trail
So sieht ein Bike Anfänger den Trail

 

Warum ist das belanglos? Das sind doch gefährliche Dinge! Du könntest ja in den Baum fahren! 

 

Richtig, könntest du. Aber das würde nur passieren, wenn du ihn bewusst anschaust. "WYSIWYG"! What you see is what you get. Schaust du den Baum an, wirst du ihn garantiert treffen. 

 

Und die vielen Steine?

 

Ignoriere sie! Die heutigen Bikes sind unglaublich leistungsstarke Geräte. Du hast stabile, griffige Reifen, genug Federweg und hoffentlich einen breiten Lenker. Je nach Trailbeschaffenheit sind für dein Bike bis zu 99% der Hindernisse völlig irrelevant. Du kannst da einfach drüberfahren! Dein Bike kann das. 

 

 

Was fällt dir noch auf?

 

Richtig. Der Blick ist zu nahe vor das Rad gerichtet. Was weiter entfernt ist, kann der Fahrer nicht erkennen. Lediglich die Dinge direkt vor dem Bike sind für den Anfänger scharf zu sehen. Schau dir nochmal das Bild an:

Anfänger Blicktechnik: Zu nah vor das Rad geschaut, zu viele Details und keine Ahnung was danach kommt.
Anfänger Blicktechnik: Zu nah vor das Rad geschaut, zu viele Details und keine Ahnung was danach kommt.

 

Mit einer solchen Blicktechnik wirst du immer wieder Überraschungen und Schreckmomente erleben. Du wirst erschrecken, weil plötzlich etwas "unerwartetes" vor dir liegt. Nun, unerwartet ist gar nichts. Denn alles liegt bereits da. Du musst einfach nur weiter vorausschauen, dann wirst du es sehen kommen.

 

 

Wenn du beim Biken erschrickst, hast du zu wenig weit vorausgeschaut.

So sieht es der Fortgeschrittene:

 

Das selbe Bild, andere Wahrnehmung. Alles unnötige wird ausgeblendet. Das heisst nicht, dass du es nicht wahrnimmst. Dein Unterbewusstsein nimmt diese Informationen sehr wohl auf. Auch den Baum nimmt es wahr. Aber dazu brauchst du ihn nicht explizit anzuschauen. Dein Unterbewusstsein steuert dich automatisch um den Baum herum.

 

Die bereinigte, vorausblickende Sicht eines Fortgeschrittenen Bikers
Die bereinigte, vorausblickende Sicht eines Fortgeschrittenen Bikers

 

Das obere Bild verdeutlicht zudem folgendes: 

  • die ganzen Würzelchen und Steinchen existieren nicht mehr
  • der Blick geht WEIT voraus, wodurch du Hindernisse früh erkennst und vor allem den Gesamtverlauf des Trails siehst.

Das ist eine der wichtigsten Blicktechniken: Fokussiere dich auf den Gesamtverlauf des Trails. Du wirst dadurch wesentlich flüssiger, schneller, und sicherer bergab biken.

 

Wirklich alles ignorieren?

 

Ich habe weiter oben gesagt, dass dein tolles Bike über diese Dinge einfach drüberrollt. Ja, bezogen auf dieses Foto. Doch es gibt Elemente im Trail, die du nicht ignorieren darfst. Dies sind zb:

  • sehr grosse Steine
  • Spitze oder scharfe Steine mitten im Trail, sogenannte "Reifenschlitzer"
  • Längs zum Trail verlaufende, rindenlose fette nasse Wurzeln
  • Hohe Absätze
  • etc.

Hierzu richtet sich dein globaler Blick wieder auf den Gesamtverlauf des Trails. Dabei pickst du aber nur die für dich wirklich kritischen Elemente heraus. Die musst du gesehen haben, aber starre sie nicht an.

 

Liegt zb. ein grosser Felsblock mitten im Trail, musst du aus deiner Erfahrung blitzschnell entscheiden:

  1. Kann ich da drüberfahren
  2. Oder geht das auf keinen Fall?

Ist deine Entscheidung getroffen, dann bleibe dabei. Die Wahl deiner Blicktechnik richtet sich in diesem Fall nun ganz nach deiner getroffenen Entscheidung:

 

  1. Du kannst drüberfahren: Dann behalte deinen Blick auf diesem Felsblock und fahre bewusst drüber.
  2. Du kannst offensichtlich NICHT drüberfahren: nimm den Felsblock ganz kurz bewusst wahr, und dann lenke deine Aufmerksamkeit sofort wieder davon weg und fokussiere dich auf die Lösung. Die Lösung besteht darin, blitzschnell eine fahrbare Variante zu finden.


Den ganzen Kleinkram und das Grundrauschen des Trails sollst du aber weiterhin komplett ignorieren.

 

 

Extra-Tip

 

Wie weisst du nun, über welche Dinge du einfach drüberbolzen kannst und über welche nicht? Ganz einfach:

 

Taste dich heran. Fahre ab jetzt ganz bewusst über kleine Dinge drüber, anstatt ihnen auszuweichen. Dann über grössere. Steigere langsam die Grösse der Hindernisse, bis du merkst "ui, jetzt wirds langsam kritisch".

 

So entwickelst du mit der Zeit ein Gefühl dafür. Und dein Unterbewusstsein wird das in Zukunft regeln. Du musst dich halt einfach nur an die Arbeit machen und diese Dinge einmal erfahren und erlernen. Dazu gehört natürlich eine stabile fahrtechnische Basis. Denn du darfst auf dem Trail niemals überlegen, welche Technik du nun anwenden sollst. Wie du das lernst, erfährst du in meinen Kursen.

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